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Die Geschichte des Landesverbandes

Vor-Geschichte der Verbandsgründung

Der Wiederaufbau von Heimvolkshochschulen vollzog sich nach 1945 in Niedersachsen mit Zustimmung der britischen Militärregierung und im Rahmen des „Reeducation-Programs“. Dieses Programm sah eine politische Umerziehung des deutschen Volkes vor.


Mit der Wiedereröffnung bzw. Neugründung von Heimvolkshochschulen wurde an Traditionen der Erwachsenenbildung in der Weimarer Zeit angeknüpft. Dazu gehörten:

  • Mehr Bildung für die ländliche Jugend: lange Kurse für junge Männer und etwas kürzere für junge Frauen.
  • Ziel war nicht berufliche Qualifikation, sondern Allgemeinbildung und Fähigkeiten zur aktiven Teilnahme am öffentlichen Leben.
  • In Dänemark bekannt gewordenen Ideen des Volkspädagogen N.F.S Grundtvig (1783 - 1872) wurden aufgenommen. Er wollte der bäuerlichen Bevölkerung durch mehr Allgemeinbildung zu mehr Identität und Selbstverantwortung verhelfen.

Nach 1948 knüpften HVHSen an Traditionselemente an wie langfristige Sommer- und Winterkurse. Auch  begannen sie mit arbeitnehmerorientierter Weiterbildung sowie der Ausbildung von Erwachsenenbildnern.

 

Gemeinsam war den HVHSen die Idee von der langfristigen Weiterbildung (Kurse mit einer Dauer von 4 bis 6 Monaten), dem Lernen in der Gemeinschaft und der Notwendigkeit einer Persönlichkeitsbildung. Ziel war Demokratiefähigkeit der Teilnehmenden und die Übernahme von Verantwortung in einem demokratischen Gemeinwesen.

Der Zusammenschluss

Am 26.02.1949 wurde in der HVHS Hustedt bei Celle die Arbeitsgemeinschaft der Heimvolkshochschulen Niedersachsens gegründet. Die Gründer waren bedeutende Erwachsenenbildner; so Fritz Borinski (für die HVHS Göhrde), Walter Fricke (HVHS Hermannsburg), Karl Ketelhut (HVHS Oldenburg/Rastede) und Heiner Lotze für die HVHS Hustedt. Lotze war auch Gründer und bis 1950 Leiter der VHS Hannover und seit 1945 Referent für Erwachsenenbildung im Niedersächsischen Kultusministerium.

 

Zu diesem noch losen Verbund gehörten auch die Heimvolkshochschulen der Inneren Mission Röbke, die ländliche Volkshochschule in der Juliusmühle (ab 1951 in Goslar, heute Bildungshaus Zeppelin) und die Katholische Landvolkshochschule Rulle bei Osnabrück (später KLVHS Oesede) sowie ab 1950 die Heimvolkshochschule Springe.

 

Zwischen 1946 und 1950 waren wiedereröffnete Volkshochschulen und Heimvolkshochschulen auch durch personelle Überschneidungen (zum Beispiel in der Person Heiner Lotze) eng verzahnt. Nach einer Ausdifferenzierung und Abgrenzung der Erwachsenenbildungs-Einrichtungen wurde 1954 der Niedersächsische Bund für Erwachsenenbildung (nbeb) gegründet. Ihm gehörten damals der VHS-Verband, die Ländliche Erwachsenenbildung und die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben an. Die Heimvolkshochschulen arbeiteten zunächst weiter in ihrer eigenen Arbeitsgemeinschaft zusammen und wurden erst Mitglied im nbeb, als sie formal einen eigenen Landesverband gegründet hatten.

 

1961 wurde aus der Arbeitsgemeinschaft der Heimvolkshochschulen der „Niedersächsische Landesverband der Heimvolkshochschulen e.V.“, ein gemeinnütziger Verein mit einer hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle in der Landeshauptstadt Hannover.

 

Hauptaufgaben der HVHS-Arbeit waren zunächst die langfristige Bildungsarbeit und die zweckfreie, allgemeine Bildung junger Menschen auf dem Lande und der jüngeren ArbeitnehmerInnen in den Städten.

 

Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre mussten sich die Heimvolkshochschulen den Erfordernissen des technisch-industriellen Fortschritts stellen und neue Angebote entwickeln, um TeilnehmerInnen für ihre Kurse zu finden. Die Arbeit wurde verstärkt im Bereich Familienbildung, ArbeiterInnen-Bildung, musisch-kreativer Bildung und berufsbegleitenden Seminaren.

 

Nun gab wurden Haupt- und Realschulabschlusskurse eingerichtet sowie Immaturenkurse als Vorbereitung auf Hochschule und Fachhochschule angeboten. Damit nahmen besonders die neu gegründete Häuser in den 60er Jahren nicht mehr unbedingt die Grundtvigsche Tradition auf, sondern etablierten sich auch als regionale Bildungszentren und Tagesstätten.

 

In dieser Zeit mussten Heimvolkshochschulen die unterschiedlichsten Geldquellen in Anspruch nehmen und waren ständig in Finanznot. Die Häuser reagierten verstärkt mit Angeboten zur beruflichen und bedarfsorientierten Qualifikation für soziale und pflegerische, aber auch für landwirtschaftliche Berufe.

 

1968 gab es vierzehn Heimvolkshochschulen im Land.

Auf der Grundlage des NEBG

Als erstes Bundesland hatte Niedersachsen ab 1970 ein Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung (NEBG). Neben der finanziellen Förderung durch das Land wurden „das Recht auf selbstständige Gestaltung des Lehrplans", "die freie Auswahl der Leiter und Mitarbeiter und die Freiheit der Lehre“ darin festgeschrieben. Der Landesverband der Heimvolkshochschulen erlangte wie der Landesverband der VHs den Status einer Landesorganisation im Sinne des Gesetzes. Das NEBG ermöglichte auch den Heimvolkshochschulen staatliche Zuschüsse für Personal und pädagogische Arbeit und damit eine langfristige Planung sowie Ausbau der Bildungsarbeit. Ab 1975 ermöglichten Bildungsurlaubsgesetze auch sonst bildungsfernen Bevölkerungsgruppen, an Kursen  teilzunehmen. Angebote zum Bildungsurlaub gehören seitdem fest zum Programm der Heimvolkshochschulen.

 

Aufgrund der guten Rahmenbedingungen gab es Neugründungen: 1982 arbeiten 24 Heimvolkshochschulen in Niedersachsen. Ende der 80er Jahre kam die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg dazu. Die schon 1981 gegründete Akademie Waldschlösschen wurde im Dezember 1999 als Heimvolkshochschule anerkannt.

 

Anfang 2000 wurden unter dem damaligen niedersächsischen Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) die Fördermittel für HVHSen heftig gekürzt. Umstrukturierungen der Landesverbände der Volkshochschulen und HVHSen führten einige Jahre später zu einer Verlagerung der öffentlichen Förderung auf die Agentur für Erwachsenenbildung. Der Landesverband finanziert sich nunmehr ausschließlich aus den Mitgliedsbeiträgen der Heimvolkshochschulen. Die Geschäftsstelle wurde personell und räumlich um etwa zwei Drittel verkleinert.

 

2007 und 2009 fusionierten jeweils zwei der Einrichtungen zu einer HVHS. Zuletzt erhielt 2013 das Tagungshaus Bredbeck im Landkreis Osterholz-Scharmbeck die Anerkennung des Landes als Heimvolkshochschule und wurde ebenfalls Mitglied im Landesverband.

 

Nach der Schließung der Akademie St. Jakobushaus in Goslar durch das Bistum Hildesheim Ende Juli 2021 hat der Landesverband der Heimvolkshochschulen aktuell 22 Mitgliedseinrichtungen