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Heimvolkshochschulen in der Corona-Krise

Dr. Jörg Matzen, Vorsitzender
Dr. Jörg Matzen, Vorsitzender

"Wir brauchen einen ‚Sonderfonds Erwachsenenbildung‘, der nachweisbare Verluste anteilig deckt."  Dr. Jörg Matzen, Vorsitzender des Niedersächsischen Landesverbandes der Heimvolkshochschulen, hat sich in einem Schreiben an die 137 Abgeordneten im Niedersächsischen Landtag gewandt. Darin erläutert er die besondere, existenzgefährdende Lage der Heimvolkshochschulen in der Corona-Krise und bittet die Abgeordneten um ihre Unterstützung.

An die Damen und Herren Abgeordneten des Niedersächsischen Landtages

 

14.05.2020

Heimvolkshochschulen vor dem Aus?

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Niedersächsische Erwachsenenbildung befindet sich infolge der Corona-Pandemie in ihrer schwersten Krise. Die Auswirkungen bedrohen insbesondere den Fortbestand der 23 Heimvolkshochschulen akut. Wenn Heimvolkshochschulen wirtschaftlich überleben sollen, muss es einen Notfallfonds geben.

 

Wieso sind Heimvolkshochschulen besonders kostenintensiv?

Das NEBG setzt bei den „Heimvolkshochschulen (…) voraus, dass diese einen Internats- und Wirtschaftsbetrieb unterhalten, der fester Bestandteil ihrer besonderen Arbeitsweise ist, und dass ihr hauptberufliches pädagogisches Personal bei der Durchführung der Bildungsmaßnah-men unmittelbar pädagogisch tätig ist“ (NEBG §3.3).

 

Daraus ergeben sich hohe Fix- und Bereitstellungskosten für die 122 Gebäude und 790 festangestellte Mitarbeiter*innen mit Tariflöhnen. Diese Kosten wiegen schwer beim Komplettausfall von Seminar- und Veranstaltungsentgelten.

 

Wie haben die Heimvolkshochschulen auf die Krise reagiert?

Die HVHS haben nach Stilllegung am 16. März ihren Betrieb vollständig heruntergefahren, Investitionen ausgesetzt, Ausgaben gemindert, Betriebskosten radikal reduziert, Kurzarbeit eingeführt und Rücklagen aufgezehrt.

 

Für den Schutz von Gästen und Mitarbeiter*innen haben die Heimvolkshochschulen Hygienepläne erarbeitet, die sich an dem durch das Kultusministerium erlassenen Rahmenplan für den Schulbetrieb sowie an den Standards des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales orientieren. Die Hygienepläne sind und werden mit den örtlichen Gesundheitsämtern abgestimmt. Sie werden strikt und verantwortungsbewusst in den Heimvolkshochschulen umgesetzt.

 

Wieso ist die Lage existenzgefährdend?

Durch die hohen Fixkosten hat die Schließung zwischen Mitte März und Ende Mai trotz aller Sparmaßnahmen dazu geführt, dass die Reserven aufgebraucht sind oder in Kürze aufge-braucht sein werden.

 

Aber auch nach Wiederaufnahme des Präsenzbetriebes mit Übernachtung sehen wir uns zunächst als direkte Folge der politisch notwendigen Maßnahmen bis September mit einer Ausfallquote von bis zu 70 Prozent konfrontiert. Seminarabsagen reichen weit in das laufende Jahr hinein. Gefährdete Menschen haben Veranstaltungen ebenso storniert wie u.a. Lehrkräfte, Erzieher* innen und Pflegekräfte, die in ihren Institutionen zurzeit unabkömmlich sind.

 

Der damit verbundene Aufwand, Einnahmeausfälle und kleinere Seminargruppen bei durchgängig hohen Bereitstellungskosten werden die Aussicht auf eine ‚schwarze Null‘ in weite Ferne rücken. Sollten mit der Wiederaufnahme des Präsenzbetriebes Auflagen verbunden sein, die weitere Einschränkungen in der pädagogischen und organisatorischen Bildungsarbeit mit sich bringen (z. B. 50%-Auslastung und/oder sieben Tage Wiederbelegungsfrist), werden die Heimvolkshochschulen die Krise nicht aus eigener Kraft überstehen.

 

Wir brauchen Sie – wir brauchen einen Notfallfonds Erwachsenenbildung

Kein anderer Bereich des Bildungswesens befindet sich in einer derart gefährdeten Situation, wie die Erwachsenenbildung und darin die Heimvolkshochschulen. Wir brauchen einen ‚Sonderfonds Erwachsenenbildung‘, der nachweisbare Verluste anteilig deckt. Wir brauchen Ihre Unterstützung! Wir brauchen einen bedarfsgerechten und Verluste mindernden Notfallfonds!



Dr. Jörg Matzen

Vorsitzender